Bal des Ardents

Der Bal des Ardents in einem Manuskript der Chronik Jean Froissarts. Die Herzogin von Berry (sitzend links) bedeckt König Karl VI. mit ihrem blauen Rock, so dass nur dessen Gesicht sichtbar ist, während die Tänzer bemüht sind, sich ihrer brennenden Kostüme zu entledigen. Einer der brennenden Tänzer ist in ein Weinfass gestiegen. Im Hintergrund links die brennende Fackel.

Der Bal des Ardents („Ball der Brennenden“) bezeichnet einen Charivari (einen Polterabend im Fall der Wiederverheiratung), der von König Karl VI. am 28. Januar 1393 abgehalten wurde. Charivaris waren von der Kirche verboten, die Feier stellte somit ein Sakrileg dar. Ein Brand auf dem Ball tötete vier Freunde des Königs, der danach – bereits geistesgestört – endgültig dem Wahnsinn verfiel.

Ob sich das Unglück in der königlichen Residenz, dem Hôtel Saint-Paul, ereignete oder in dem sogenannten Hôtel de la reine blanche in dem im Süden von Paris gelegenen Faubourg Saint-Marcel,[1] ist bis heute nicht geklärt.[2]

  1. Nicht zu verwechseln mit dem Hôtel de la reine blanche in der rue de la Tixeranderie, das die seit 1350 verwitwete und zum Zeitpunkt des Unglücks betagte Blanka von Navarra (um 1331–1398) bewohnte, die zweite Ehefrau von Karls VI. Urgroßvater Philipp VI.
  2. Der Aussage Jean Froissarts (1337–1405), der das Ereignis im Hôtel Saint-Pol ansiedelte, steht jene des Jean Juvénal des Ursins (1388–1473) gegenüber, der als Schauplatz das l’hostel de le Reyne-Blanche à Saint-Marcel près Paris angibt (zitiert bei Hillairet, s. u., p. 592). Hillairet hält Juvenal des Ursins, der sein Leben in Paris und bei Hofe zubrachte für glaubwürdiger, zumal dessen Vater Jean Jouvenel († 1431; zum Zeitpunkt des Bal des Ardents garde de la prévôté des marchands), wenn er dem Ball nicht beigewohnt habe, mit Sicherheit Kenntnis davon gehabt haben müsse. Dahingegen sei die Chronik von Froissart, der sich meistens im Ausland aufhielt, auch an anderer Stelle fehlerhaft (Froissart gab als Sterbeort Karls V. das Hôtel Saint-Paul an, tatsächlich starb er im Schloss Beauté-sur-Marne). Der Historiker Georges Bordonove folgt Froissarts Version.

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